Spannend war in den ersten Jahren im Bereich der Schiffsuhren auch die Entwicklung unserer intelligenten Nebenuhrwerke. Diese waren damals so einzigartig und fortschrittlich, dass sie uns viele Jahre die technologische Vorherrschaft bei automatisierten Uhrenanlagen gesichert haben. Viele bekannte Kreuzfahrtschiffe und Großyachten wurden in der Folge damit ausgestattet.
Im Bereich der Armbanduhren ist es unsere von Mühle-Glashütte entwickelte Spechhals-Feinregulierung, die mir hier sofort einfällt. Sie ist sehr stoßsicher und bietet gerade in Einsatzuhren wie dem S.A.R. Rescue-Timer und anderen sportlich genutzten Uhren einen echten technischen Vorteil. Sie kommt ja auch in den Robert Mühle Kalibern unserer Manufakturlinie zum Einsatz, auf die wir ebenfalls sehr stolz sein können.
Herr Mühle, vor der Gründung von Nautische Instrumente Mühle-Glashütte waren Sie ab 1990 auch kaufmännischer Geschäftsführer der GUB: Wie kam es zu dieser Berufung?
Nachdem unser zweites Unternehmen „Ing. Hans Mühle“ verstaatlicht und 1980 schließlich in den VEB Glashütter Uhrenbetriebe eingegliedert wurde, bin ich in den Vertrieb der GUB gewechselt. Später wurde ich dann Vertriebsleiter für den Uhrensektor und habe ein Jahr lang auch unseren Vertriebsdirektor vertreten, der in dieser Zeit die Parteischule besuchte. Nach der Wende hat mich Siegfried Bellmann, der Betriebsdirektor der GUB; dann angesprochen, ob ich als Nichtgenosse nicht kaufmännischer Geschäftsführer werden wolle? Da habe ich kurzentschlossen „Ja“ gesagt.
Auf seinen Vorschlag hin wurde ich 1990 dann von der Treuhand berufen und sollte als einer von insgesamt fünf Geschäftsführern die GUB mit in das neue Wirtschaftssystem überführen. Es war eine spannende, aber auch schwere Zeit, da die Aufgabe auch die Abwicklung eines Großteils der GUB beinhaltete. So wurde alles, was nicht „Uhr“ war, in der Glashütter Uhrenbetriebe GmbH, wie die GUB nun hieß, eingestellt. Das waren immerhin gut 60 Prozent der Fertigung.
Nach der Gründung von Nautische Instrumente Mühle-Glashütte haben Sie zunächst Marine-Chronometer und Schiffsuhren produziert. Wie entstanden die ersten Armbanduhren?
Nach der Gründung von Nautische Instrumente Mühle-Glashütte bekamen wir öfter Besuch von Walter Lange und Günter Blümlein. Letzterer stammte aus der „Großuhr“ und hatte nicht nur Interesse an unserer Arbeit, sondern ihm war auch am Ausbau des neuen Uhrenstandorts gelegen. So sagte er immer zu mir, dass wer so präzise Marine-Chronometer baue, auch Armbanduhren fertigen müsse. Tatsächlich lag mir zu dieser Zeit bereits die Anfrage einer Werft vor, die für ihre Schiffe robuste Taucheruhren benötigte. So entwickelten wir 1995 für die von uns belieferte Werft eine Taucheruhr, die als Ausrüstung der Schiffsbesatzungen gedacht war. Durch die Ermutigung Günter Blümleins bestärkt, führten wir diese Entwicklung 1996 mit der Herren-Sport-Taucheruhr und einer seewasserbeständigen Marine-Fliegeruhr aus Titan fort.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Familienunternehmens Mühle-Glashütte?
Vor allem wünsche ich mir natürlich, dass unser Unternehmen weiterhin erfolgreich als Familien-Unternehmen besteht. Bei meinem Sohn Thilo ist es seit vielen Jahren ja in den besten Händen und ich freue mich, dass seine Kinder bzw. meine Enkel Fanny und Dustin nun auch mit an Bord sind. Darüber hinaus arbeiten schon lange mein Sohn Thomas, meine Schwiegertochter Mandy und mein Schwiegersohn Uwe im Unternehmen mit. Die Bezeichnung Familien-Unternehmen kann man bei uns also wirklich wörtlich nehmen.
Darüber hinaus liegen mir unsere Marine-Chronometer und Schiffsuhren weiterhin sehr am Herzen. Und auch wenn wir inzwischen überwiegend Armbanduhren fertigen, wäre ich sehr glücklich, wenn unsere Schiffsuhren diese Produktgruppe noch lange ergänzen.